Viele Schützenbruderschaften und auch daraus hervorgegangene Schützenvereine unserer Region führen ihre Gründung zurück bis in die Zeit nach dem 30-jährigen Krieg. In einem alten Vereinsprotokoll aus dem Jahre 1888 wird auch in Essen darauf hingewiesen, dass "wir in Essen Schützenfest bereits seit 80 Jahren feiern", was eine Vereinsgründung bereits um 1800 bedeuten würde. Für diese Aussage gibt es aber keine weiteren Quellen. Daher gilt als offizielles Gründungsjahr des Essener Schützenvereines das Jahr 1852, was sowohl durch erste Protokolle, wie auch die nachweisbar älteste Plakette an der Essener Königskette belegt wird.
Das erste Schützenfest fand am Festtag Peter und Paul sowie am darauffolgenden Tag statt und wurde bei der Papiermühle abgehalten. Den Königsschuss tat damals Christian Meyer I., als erster bekannter Essener Schützenkönig. Zur Königin wählte er sich Frau Josefine Witte geborene Wehage. Zum Dank stiftete der König eine sternförmige Plakette, die noch heute ein Schmuckstück in der Essener Schützenkette ist.
Nach der Überlieferung ist schon damals auch ein Kinderschützenfest gefeiert worden, welches wohl in den ersten Jahren auch am gleichen Tage stattfand. Gesicherte Unterlagen über eine Gründungsversammlung, die Gründungsmitglieder sowie eine eventuelle Satzung des Vereins aus dieser Zeit gibt es nicht. Sicherlich ist die Entstehung aus einem Kreis von Essener Bürgern, die dem Schützenwesen und der Heimatpflege verbunden waren, wahrscheinlicher, als die tatsächliche Gründung als Verein an einem bestimmten Datum.
In den folgenden Jahren wurde das Schützenfest weiterhin jeweils an Peter und Paul abgehalten, und zwar auf dem Postkamp in der Nähe des Krankenhauses, wo dann in der großen Scheune des Kaufmanns B. Diekmann der frühabendliche Tanz stattfand.
Die Königswürde errang im Jahr 1854 Christian Meyer II. mit Königin Louise Garrell geborene Taphorn und im Jahre 1856 Dr. Albert Gerdes I. mit seiner Königin Emma Böckmann.
Für die Jahre 1853 und 1855 liegen keine Unterlagen vor, aus denen der damalige König zu entnehmen ist. Auch die Königskette enthält keine Plaketten aus diesen Jahren, wahrscheinlich weil die Stiftung einer Plakette freiwillig und noch kein fester Bestandteil und Brauch für den amtierenden König war.
Sicherlich gab es auch in diesen frühen Jahren so etwas wie ein Festkomitee, welches die Organisation des Festes übernahm. Man sollte sich den Ablauf jedoch bei weitem nicht so organisiert wie in späteren Jahren vorstellen. Die damaligen Lebensumstände, Arbeitszwänge einer vornehmlich landwirtschaftlich geprägten Gemeinde und nicht zuletzt auch Verordnungen der Landesherren zu Oldenburg, legten dem Fest recht enge Grenzen. Daher endete das Schützenfest zur damaligen Zeit bereits gegen 20.00 Uhr am Abend, nachdem der Tanz bereits um 16.00 Uhr nach erfolgtem Königsschuss eröffnet worden war.
Mit diesen eher bescheidenen Anfängen ist der Schützenverein dennoch der wohl nachweislich älteste Verein der Gemeinde Essen, gefolgt vom Männergesangverein und dem Landwirtschaftlichen Verein, deren Gründungsdaten im Jahre 1853 liegen.
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aus: Schützenverein für die Gemeinde Essen e.V. 1852 - 2002;
Verlag: Friedr. Schmücker, 49624 Löningen, 2002; S. 17f